Rhetorik für Finanz-Manager by Stefanie Etzel

Rhetorik für Finanz-Manager by Stefanie Etzel

Autor:Stefanie Etzel
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658266127
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


4.2.2 Der Teleprompter

Der Teleprompter erlaubt eine Illusion: richtig eingesetzt, gibt er dem Redner die Rede Wort für Wort vor und lässt das Publikum die Rede zugleich als frei gesprochen wahrnehmen. So jedenfalls die Theorie. Zumindest in den Anfängen dürfte das flüssige Ablesen noch von Hindernissen begleitet gewesen sein. Der erste Teleprompter war schlicht eine Papierrolle, mit dem Redetext bedruckt und von einem vor dem Publikum verborgenen Techniker mechanisch betrieben. Auch die ersten Verbesserungen der Technologie waren nicht makellos: nachdem die automatisiert abrollenden Skripte auf einen Bildschirm übertragen wurden, musste der Redner, um ablesen zu können, leicht schräg von Kamera oder Publikum wegschauen. Den ersten wichtigen Unterschied machte die Verwendung von Glaspaneelen. Es war jetzt für den Redner möglich, direkt in die Kamera zu schauen und den Text vollständig abzulesen, ohne dass sein Manuskript für das TV-Publikum zu sehen ist. Inzwischen sorgt Sprachsteuerung dafür, dass nicht der Redner sein Redetempo dem Teleprompter anpassen muss, sondern dieser sich umgekehrt auf den Redner einstellt, eine weitere deutliche Verbesserung.

Mit den Glaspaneelen war die erste Lösung für Live-Auftritte gefunden – Presidential Teleprompter – heißen die Spiegelglas-Redevorlagen sinnigerweise in den USA, Barack Obama hatte in seinen beiden Amtszeiten das präsidiale Nicken nach links (linke Paneele) und rechts (rechte Paneele, das Ganze soll weniger starr wirken) berühmt gemacht. Eine Alternative ist der auf dem Boden vor dem Redner angebrachte Teleprompter, der die Blickrichtung auf die ersten Reihen des Publikums orientiert. Immer muss beim Teleprompter-Einsatz bedacht werden, dass die Magie nur gelingen kann, wenn die Technik hundertprozentig funktioniert: der Originaltext muss spiegelverkehrt aufgespielt werden – ein Feature, dass üblicherweise von der Teleprompter-Software geliefert wird. Auch die Start-, Stopp- und Geschwindigkeitsautomatik muss bereitgestellt und getestet sein, Überraschungen beim Auftritt selbst wären peinlich.

Der Teleprompter-Einsatz ist nicht einfach „ein leichter Weg“, um die Rede flüssig vorzutragen, ohne abzulesen. Im Gegenteil: die Methode verlangt ein hohes Maß an Professionalität und Übung. In jedem Fall sollte dafür Sorge getragen werden, dass der Redner Blickkontakt zum Publikum herstellen kann, denn das ist ein maßgebender Faktor bei der Bewertung der Glaubwürdigkeit. Grundsätzlich ist der Einsatz eines Teleprompters auch nur für Großveranstaltungen („präsidiale Situationen“) zu empfehlen; im kleinen Raum vor wenig Publikum würde das herrschaftliche Nicken nach rechts und links doch ebenso schnell lächerlich wirken wie der starre Blick auf die erste von fünf Sitzreihen.

Hält man nun den Teleprompter für die bestmögliche Wahl, so gilt: Üben, üben, üben (Abschn. 1.​2). Selbst der erfahrene Redner wird die Technologie am Anfang irritierend finden; wird der Einsatz des Teleprompters nicht ausreichend trainiert, so wird er mehr schaden als nutzen.

Merke: Der Redner hat den Hut auf, nicht der Teleprompter. Der Techniker hat die Aufgabe, dem Redner die Worte zu liefern, die er braucht, in genau dem Sprechtempo, das er vorgibt. Es ist nicht die Aufgabe des Redners, mit dem Teleprompter Schritt zu halten!



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